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Erika Hickel 
Die Arzneimittel in der Geschichte 
Trost und Täuschung – Heil und Handelsware

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Cover von Erika Hickel: Die Arzneimittel in der Geschichte (PDF)
Gleichsam als Quintessenz ihrer jahrzehntelangen pharmaziehistorischen Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Braunschweig erscheint Erika Hickels Werk über die ‚Arzneimittel in der Geschichte‘. Auf 540 Seiten bietet sie einen profunden und gut lesbaren Überblick zur Historie der Medikamente, der sich von den frühen Hochkulturen bis zum Jahr 1980 erstreckt. Die Darstellung ist äußerst komprimiert, viele Fakten und Daten finden sich in übersichtlichen Tabellen. Dem Hauptteil folgt ein 66seitiges Literaturverzeichnis, bei dem – sehr nutzerfreundlich – grundlegende Werke durch Fettdruck hervorgehoben sind. Neben vielen deutschen Publikationen hat Erika Hickel auch zahlreiche englische und französische Veröffentlichungen ausgewertet (Stand der Literatur: 2004), die andernorts keine oder nur wenig Berücksichtigung finden. Überhaupt zeichnet sich das Werk durch eine kulturell vergleichende Perspektive aus, die eine einseitige Fixierung auf eine deutsche bzw. mitteleuropäische Sichtweise vermeidet. Das Buch schließt mit einem 15seitigen Personenverzeichnis, auf ein Stichwortverzeichnis wurde – wohl wegen der Fülle des Materials und des recht detaillierten Inhaltsverzeichnis – verzichtet.

Die Untertitel ‚Trost und Täuschung – Heil und Handelsware‘ deuten bereits auf die spezifische Sicht- und Darstellungsweise Erika Hickels hin. Einerseits erkennt sie natürlich die Fortschritte der medikamentösen Therapie an, andererseits warnt sie aber vor überzogenen Erwartungen und weist auf das Missbrauchspotential vieler Arzneimittel hin. Gleichzeitig gilt ihr besonderes Augenmerk der Kulturgeschichte und den sozioökonomischen Rahmenbedingungen von Arzneimittel-Entwicklung, -Herstellung und -Vermarktung. Allerdings vermögen wir Hickels Einschätzung nicht zu folgen, dass sich ‚um 1980. ein tief greifender Einschnitt in der Geschichte der Arzneimittelversorgung‘ ereignete, ‚dessen Auswirkungen heute noch nicht verlässlich beschrieben werden können.‘ Gerade deshalb bleibt zu hoffen, dass der anregende und vielseitige Ansatz Hickels eine Fortschreibung bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts findet. Doch bis dahin ist Erika Hickels Werk als ‚Opus magnum‘ praktisch tätigen Apothekern, Studenten, Hochschullehrern und pharmaziehistorischen Fachkollegen gleichermaßen zu empfehlen!
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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
I. Die Arzneimittel in den frühen Hochkulturen Asiens und Afrikas

a) Die Quellen

1. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse aus Mesopotamien, Ägypten, Indien und China

2. Die mündlichen Traditionen und Probleme der Historiographie
α) Die Datierung.
β) Die Relevanz für die gegenwärtige Medizin
γ) Die Bewertung der Quellen

3. Rezeptsammlungen und Arzneibücher im Vergleich, ca. 1900 v. Chr. bis 500 n. Chr.

4. Die spätere Entwicklung und Einflußnahme

b) Die Arzneimittel

1. Die wichtigsten identifizierbaren Arzneistoffe aus dem Mineral-, Pflanzen- und Tierreich und die Zubereitungs-formen im Vergleich

2. Anwendungsweisen und die Vorstellungen von der Wirksamkeit der Arzneimittel im Vergleich
α) Die Panazee
β) Die Signaturen und die Singularitätsmagie
γ) Soziomorphe Modelle in der Theorie der Arzneiwirkungen
δ) Das religiöse Verständnis von Arzneimittelwirkungen

Exkurs 1: Ethnopharmazie I

a). Prähistorische Traditionen und heutige ‚traditionelle Medizin‘

b) Die ethnologische und die historische Lücke in der heutigen Ethnopharmazie: Der ‚Geist‘ und die ‚Geister‘ in der Arzneikunde

II. Die Pharmakotherapie unter der Geltung der Humoralpathologie von Hippokrates bis Galen vom 5. Jahrhundert vor Chr. bis 5. Jahrhundert nach Chr.

a) Die Quellen

1. Die Begründung der Säftelehre

2. Der Galenismus

b) Die Arzneimittel

1. Hippokratische Konzepte

2. Dioskurides‘ Materia medica.

3. Theoretische Pharmakologie

Exkurs 2: Die Nachwirkungen der Vier-Säfte-Lehre

III. Die Variation des Arzneischatzes im hellenistisch-alexan-drinischen und byzantinischen Eklektizismus, in der Karolingischen Renaissance und in der Klostermedizin, im Arabismus und infolge der Thomistischen Synthese der Scholastik vom 6. bis 13. Jahrhundert nach Christus

a) Die Quellen

1. Die griechisch-lateinische Tradition bis etwa 800 n. Chr.

2. Der Arabismus vom 9. bis 12. Jahrhundert

3. Die Salernitanischen Schriften um 1100 n. Chr.

4. Die Scholastik im 13. Jahrhundert

b) Die Arzneimittel

1. Frühmittelalterliche Drogenkenntnis

2. Die Composita in den Antidotarien
Beispiel: Theriak

3. Alchemistische Arzneipräparate
Beispiel 1: Spritus vini
Beispiel 2: Aurum Potabile

Exkurs 3: Arzneimittel als materialisierte Heilserwartung in Religion und Magie
Vorbemerkung:

a) Arzneimittel in der religiösen Praxis

b) Arzneimittel in der magischen Praxis

IV. Die Arzneimittel im Zeitalter des städtischen Gewerbes, der Seuchenzüge, der Entdeckungsreisen und des Humanismus etwa 1300 bis 1550

a) Die Quellen

1. Die neue Wertschätzung von Arzneimitteln

2. Der historische Hintergrund

3. Das Apothekenwesen

b) Die Arzneimittel

1. Volksheilkunde und Schulmedizin

2. Bedeutende Simplicia/Drogen um 1500

3. Das Problem der Identifizierung von Krankheitsnamen und Arzneistoffen

4. Verwendung der Drogen

5. Die Rezeptsprache

Exkurs 4: Ethnopharmazie II: Der interkulturelle Austausch in der Kolonialzeit

a) Europäische Volksarzneimittel: Neu im Arzneischatz des 16. Jahrhunderts.

1. Helleborus, ‚Die Hände der Götter‘

2. Von ‚Wassersucht‘ bis ‚Brustschmerzen‘: die Unkenntnis der Herzglycoside

3. Pflanzendrogen der Unterklassen und der Frauen

b) Amerikanische Drogen in Europa.

1. Die Anfänge

2. Die Chinarinde

V. Die Chemiatrie von ca. 1550 bis ca. 1670 und die ersten synthetischen Arzneimittel

Einführung

a) Die Quellen

1. Die Alchemie und Rupescissa

2. Veränderte Rahmenbedingungen um 1500: Destillierbücher, Apothekentaxen und Pharmakopöen

3. Paracelsus und die Antiparacelsisten

4. Durchsetzung der Chemiatrie

b) Die chemiatrischen Arzneimittel

1. Die Terminologie

2. Die Naturphilosophie des Paracelsus und die wichtigsten chemiatrischen Arzneipräparate

3. Ars chymica oder Spagyrik

Exkurs 5: Ungelöste Probleme der Arzneimittel- Anwendung nach 1600

a) Das Scheitern der Arzneimitteltherapie des Paracelsus: Auswirkungen auf Patienten und Ärzte

b) Künstliche Arzneimittel – neue Probleme im Gesundheits- wesen

c) Der Antimonstreit 1566-1666. ‚Nebenwirkungen‘: Die zentrale Problematik der neuzeitlichen Pharmazie

Exkurs 6: Neue Arzneimittel als Grundlage neuer medizinischer und naturwissenschaftlicher Theorien im 17. und 18. Jahrhundert

a) Medizin: Die Helmontianer und die Jatrochemie als Folge des Gebrauchs chemiatrischer Arzneimittel

b) Die Entstehung der wissenschaftlichen Chemie als Folge der chemiatrischen Laborpraxis

1. Die Säuren und Alkalien

2. Die Polychrest-Salze

3. Metallica und Bezoardica chymica

VI. Der Arzneischatz der Jatrochemie, der Jatromechanik und der Aufklärungszeit von etwa 1670 bis 1780

a) Die Quellen

1. Aufklärungs-Bemühungen in den amtlichen Pharmakopöen

2. Die Anti-Aufklärung in der ‚Dreckapotheke‘

3. Apothekerbücher

b) Die Arzneimittel

1. Nachchemiatrie und Eklektizismus

2. Medizinische Theorien und Polypragmasie

3. Pharmakologische Forschungen und Klinik

4. Eigenpräparate, Geheimmittel und Merkantilismus
α) Die Tradition
β) Die Württemberger Pharmakopöe
γ) Die Großproduktion in Halle seit 1708

c) Die Arzneimittelversorgung

1. Die Versorgung einzelner Bevölkerungsgruppen (Klöster, Hospitäler, Arme)

2. Luxus- und Modearzneien

Exkurs 7: Ungelöste Probleme der Arzneimittelanwendung um 1750: Polypragmasie oder ’simplex sigillum veri‘ ?

a) Die Rationalisierung des Arzneischatzes bis etwa 1800

1. Das Paradigma der Einfachheit

2. Die Folgen der Arzneischatzverringerung

b) Die Bürokratisierung des Arzneimittelmarktes und die ‚Medikalisierung‘ der Bevölkerung um 1800.

VII. ‚Heroische‘ Arzneimittel zur Zeit der französischen Revolution 1780-1821

a) Die Quellen

1. Skeptizismus, Heroismus und Nihilismus in der Arzneimittellehre

2. Die Erste Wiener Schule und die Reform-Arzneibücher um 1800

b) Die Arzneimittel

1. Die ‚Nouveaux Médicaments‘ des François Magendie 1821

2. Der Brunonismus

Exkurs 8: Die Wechselwirkung zwischen Arzneimittellehre und naturwissenschaftlicher Forschung bis 1848

a) Von der Arzneimittelpraxis stimulierte Naturforschung

b) Naturforschung als Beitrag zur Arzneimittellehre

1. Terminologie

2. Neue Elemente

3. Pflanzen- und Tierchemie

4. Organische Chemie

5. Analytische Chemie

6. Botanik und Pharmakognosie

7. Experimentelle Pharmakologie

VIII. Arzneimittellehre unter dem Einfluß der Naturphilosophie der Romantik ca. 1810-1837

a) Die Quellen

1. Naturphilosophie

2. Die Autoren

3. Esoterik

4. Experimentelle Naturforschung

5. Folgewirkungen der Naturphilosophie

6. ‚Alternative‘ Medizin und Arzneimittel

b) Die Arzneimittel

1. Die Grundprinzipien nach Troxler und Bischoff

2. Die Auswahl der Arzneimittel

3. Die Triplizitätslehre

4. Die Anwendung der Arzneimittel

c) Homöopathie

Exkurs 9: Historische Wellenbewegungen zwischen Holismus und Reduktionismus in der Arzneimittelforschung und die positivistische Wende nach 1848

Einführung

a) Holistische und reduktionistische Konzepte für das Verständnis von Arzneiwirkungen

b) Vom ‚therapeutischen Nihilismus‘ zum Fortschrittsglauben

c) Die medizinische Klinik und die neuen Fächer Organische Chemie, Experimentelle Physiologie und Pharmakologie

IX. Die Produkte der pharmazeutischen Industrie und der Naturwissenschaftlichen Medizin ca. 1840 bis 1900

a) Take off der industriellen Arzneimittelherstellung und -vermarktung im Jahre 1883

1. Vorbemerkung

2. Die Vorgeschichte der Arzneimittelindustrie.

3. Die ‚industrielle Revolution‘ der Arzneimittelherstellung: 1874 Salicylsäure, 1883 Antipyrin, 1888 Phenacetin und Sulfonal

b) Die zukunftsweisenden Beispiele unter den frühen großindustriellen Arzneimitteln

1. Chemisch-synthetische Arzneimittel und ihre Produzenten

2. Forschung und Entwicklung nach dem ‚Straßburger Modell‘: Die Prototypen und Schlüsselmoleküle Chloroform, Phenol, Chinolin, Phenylmethylpyrazolon, Anilin, Sulfone, Paraaminobenzoesäure

3. Industrielle Arzneimittel-Herstellung, -Forschung und -Entwicklung außerhalb Deutschlands bis Ende des 19. Jahrhunderts.

4. Anfänge der organo-therapeutischen und mikrobiologischen Arzneimittel
α) Die Organotherapie vor 1900
β) Die Serumtherapie um 1900
5. Bedeutungswandel des Begriffes ‚Galenik‘
α) Apothekerkunst und Pharmazeutische Technologie
β) Neue Arzneiformen

Exkurs 10: Ungelöste Probleme der Arzneimittelversorgung im 19. und 20. Jahrhundert bis 1980

a) Vorbemerkung

b) Die Bürokratisierung des Arzneimittel-Marktes ausgehend von Europa seit etwa 1800: Der Konflikt zwischen Wirtschafts- und Forschungsförderung einerseits sowie Qualitätskontrolle und Therapiefreiheit andererseits.

1. Anfänge 1794/1803

2. Initiativen der Staatsbürokratie seit 1820

3. Erste Initiativen für Arzneimittelgesetze seit etwa 1880

4. Arzneimittelgesetze seit dem 2. Weltkrieg etwa 1940

c) Arzneimittel-Forschung und -Entwicklung: Industrieforschung und ‚industrialisierte Forschung‘ (Ravetz 1971)

1. Was bedeutet ‚Industrieforschung‘ und ‚industrialisierte Forschung‘?

2. Industrieforschung

a) Die Barbiturate ab 1903
β) Die Chemotherapie ab 1910
γ) Die Sulfonamide ab 1935
δ) Die Eigengesetzlichkeiten der Industrieforschung

3. ‚Industrialisierte Forschung‘
α) Die ‚vier Übel‘ und das Beispiel Cortison
β) Die Folgen der ‚Vier Übel‘ auf dem Arzneimittelmarkt des 20. Jahrhunderts

d) Wirksamkeitsnachweis und Therapiefreiheit

1. Der Wirksamkeitsnachweis für Arzneimittel als Problem

2. Ethnopharmazie III: Die Therapiefreiheit und damit verbundene Probleme

X. Die ‚kosmopolitischen‘ Arzneimittel des 20. Jahrhunderts

a) Vorbemerkung

b) Die Zwischenkriegszeit 1918-1939

1. Insulin 1922/23

2. Sulfonamide 1935/1936

3. Sexualhormone 1928-1935

c) Die Nachkriegszeit 1945-1951

1. Penicillin und Streptomycin

2. Antimalaria-Mittel

3. Antiallergika

d) ‚Wundermittel‘ 1949-1963

1. Traditionelle und moderne Wundermittel

2. Die Heilsversprechen bei der Vermarktung der modernen Wundermittel

3. Der ‚Krieg gegen den Krebs‘
α) Die ‚Kriegs‘-Metapher
β) ‚Quacksalberei‘ gegen ‚Wissenschaft‘
γ) ‚Chemotherapie‘ ab 1948

e) Die Epoche bis 1980

Glossar pharmaziehistorischer Fachausdrücke

Siglenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Personenverzeichnis
Sprache Deutsch ● Format PDF ● Seiten 631 ● ISBN 9783869453132 ● Dateigröße 2.8 MB ● Verlag Traugott Bautz ● Land DE ● Erscheinungsjahr 2008 ● Ausgabe 1 ● herunterladbar 24 Monate ● Währung EUR ● ID 2218411 ● Kopierschutz Adobe DRM
erfordert DRM-fähige Lesetechnologie

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