Dorothee Emsel 
nachtfragmente 

Sie saßen sich gegenüber und irgendwie taten sie es auch wieder nicht. Sie hatten sich aufgegabelt, sich fälschlicherweise gleichzeitig in das selbe Taxi gesetzt, hatten gelacht und den Zufall genossen, waren nicht zu ihren Zielorten gefahren sondern hatten beschlossen, da zu bleiben, wo sie waren und genau dort für ein paar Stunden im Gespräch zusammen zu sitzen. Der Frühling präsentierte sich in seinen ersten warmen Stadtlichtern, und die Vorsprünge der Häuserfassaden stürzten sich wie schwebende Monoliten auf die Orientierungslosen unter ihnen. Die Straßen rochen nach Rotwein. Manch einer fand an diesem Abend auf seinem Küchentisch einen Zettel, auf dem notiert war: „Ich gehe Wein holen. Und zwar WEIßEN!“ Und manch einer kam, obwohl er diese Nachricht hinterlassen hatte, nicht noch einmal zurück.

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Dorothee Emsel arbeitet heute als Lektorin n Berlin.