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Gerhard Branstner 
Die Weisheit des Humors 
Ein Hausbuch

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Dieses Hausbuch ist in typisch Branstnerscher Manier nicht zuletzt oder besser gesagt vor allem eine Lobpreisung – eine Lobpreisung des Spiels, wie der Autor in seiner „Gebrauchsanweisung“ anmerkt:
Brecht war ohne Zweifel ein Revolutionär der Literaturgeschichte und ein Revolutionär auf dem Theater. Seine Methode, die Darstellung, das Dargestellte der progressiven Kritik preiszugeben, hat über viele Jahre und viele Länder Wirkung gezeigt. Aber wer diese Welt hinter sich hat, wer mit ihr fertig ist, der hat die Kritik über. Er will eine positive Haltung einnehmen. Und die positivste Haltung ist das Spiel. Folglich stelle ich nicht dar, um das Dargestellte der Kritik preiszugeben, sondern um es dem Spiel preiszugeben. Im Spiel setzen wir alle unsere Wesenskräfte frei. Es ist die höchste Verwirklichung des Menschen. Das hat schon Schiller geahnt. Nur gewusst hat er es nicht. Die Zeiten waren nicht ernst genug. Die ernstesten Zeiten bedürfen der größten Heiterkeit. Das ist nicht paradox. Das ist Dialektik. Ohne Heiterkeit aber ist das Spiel nicht möglich. Dieses Buch ist ein Exempel der vielfältigsten Heiterkeit. Als Voraussetzung der hohen Kunst des Spiels.
Hier ein Beispiel aus der Abteilung „Der skurrile Mensch“:
Ein lahmer Schreiber kann keinen eiligen Brief schreiben
Ein Kaufmann bat einen Schreiber: „Setze mir einen Brief auf, es ist eilig!“
„Das geht nicht“, erwiderte der Schreiber, „ich habe mir den Fuß verstaucht.“
Der Kaufmann konnte diese rätselhafte Rede nicht verstehen. Da stand der Schreiber auf und humpelte einige Male hin und her. „Wenn der Brief etwas weniger eilig ist“, sagte er, „könnte es gehen.“ Der Kaufmann verstand noch immer nicht. „Ich will dich ja nirgendwo hinschicken“, sagte er, „du sollst mir doch nur einen Brief aufsetzen.“
„Jedes Mal, wenn jemand einen von mir geschriebenen Brief erhält“, erklärte jetzt der Schreiber, „lässt man mich rufen, da kein anderer als ich meine Handschrift lesen kann.“
„Das trifft sich gut“, sagte der Kaufmann, „denn der Brief soll eine geheime Botschaft enthalten. Und gar so eilig ist er nicht.“
Da war der Schreiber einverstanden und setzte die geheime Botschaft auf. Er kritzelte jedoch nur willkürliche Zeichen auf das Papier, denn in Wirklichkeit konnte er überhaupt nicht schreiben. Aber er besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis.
Also: Das schlimmste Gekrakel
gilt oft als Orakel
Weitere Kapitel sind unter anderem dem erotischen und dem philosophischen sowie dem weisen und dem törichten Menschen gewidmet.
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Inhaltsverzeichnis

Gebrauchsanweisung
1. Der erotische Mensch
Ein Obstgärtner, ein Lagerhalter und ein Totengräber loben ihre Frauen
Der Gefoppte
Das Mittelding
Wenn die Frau zu lange kein Fleisch bekommt
Der nicht zu fromme Pilgrim
Der allzu bescheidene Dieb
Das Schäfchenspiel
Jungfer ade!
Des Jägers Wunderhorn
Gegensätze ziehen sich nicht an, es sei denn, an dem einen ist vom andern etwas dran
Nimmst du die Folge für den Grund, bringst du die Logik auf den Hund
Das Verhängnis der Müllerstochter
Eine Stellungssache
Besorgnis
Umkleideter Wunsch
Ein gutes Mundwerk
Von einem Manne, der nicht vom Frühstücks tisch aufstand, ohne seine Kaffeetasse zu zerschmettern
In jedem Mann steckt ein Tyrann
Ein Flickschneider wollte seine Liebe flüstern – und warum er keine Gelegenheit fand
Das ganze noch ma. Liebeslied eines sächsischen Dorftrottels
Davon, wie ein Unglück kommen musste, damit das Glück kommt
Die Liebe
2. Der lustige Mensch
Das welthistorische Unglück der Verernstung
Gefährdete Helden
Der wundertätige Schelm
Der vertauschte Buchstabe
Welthumor
3. Der elegische Mensch
Oma, erzähl uns was
Freue dich, kein Tier zu sein
Beschreibung einer Weltumfahrt
Ohne Hoffnung ist kein Leben
Elegie auf den Biss eines tollen Hundes
Der geplättete Zorn
Die förmliche Nachfrage
Später Genuss
Die sicherste Art, einen Dieb zu erwischen
Die Geduldsprobe
Der sprechende Hut
Des Lebens Überfluss
Was braucht der Mensch?
Dein schwerster Brocken bist du selber
Stilles Verdienst
Von einer familiären Warze, und wie hoch ihr Wert geschätzt wurde
Wie etwas sehr Komisches auch etwas sehr Schönes sein kann
Ein Teufelskreis
Nora oder das Puppenheim
Lass sausen, Kind, lass sausen
4. Der skurrile Mensch
Der Tor in Knittel
Ein lahmer Schreiber kann keinen eiligen Brief schreiben
Zum Schießen
Ballade vom lachenden Affen
Das geschüttelte Doppelstockbett
Wie einem Dieb seine Gutmütigkeit schlecht ausschlug
Von einem Schreiner, mit dem keiner Schach spielen wollte – und wie er sich zu helfen wusste
Ein Traum ohne Ende, und weshalb es fehlte
Von der großen Vergesslichkeit eines Mannes und von der verhängnisvollen Art, wie er sich von ihr befreit hat
Wie Onkel Fritz den Teufel erschlug
Wie zwei sich ausmachten, dass einer von ihnen einen Sparren haben solle, und der Förster hat es geglaubt
Von Gespenstern – und wie ein Junge nicht an sie glaubte

Über den Autor

Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre.
1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.
1949 – 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.).
1956 – 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 – 1964 Lektor, 1966 – 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin.
Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller.
2008 in Berlin verstorben.
Sprache Deutsch ● Format PDF ● Seiten 585 ● ISBN 9783965217614 ● Dateigröße 1.8 MB ● Verlag EDITION digital ● Ort Pinnow ● Land DE ● Erscheinungsjahr 2022 ● Ausgabe 1 ● herunterladbar 24 Monate ● Währung EUR ● ID 8531997 ● Kopierschutz Soziales DRM

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