Wolfgang Dahlke 
Jazz 
Eine Erzählung

Lucius Mitchell ist verwirrt. Wenn er sich nicht gerade über irgend jemand ärgert. Vor allem: dessen unverdienten Ruhm. Und wenn er sich nicht über sein eigenes Schicksal beklagt, sich Sorgen macht, eifersüchtig ist oder einen Angstanfall hat. Dabei ist er nicht der geborene Verlierer. Er hat gute Talente. Aber es liegt ihm nicht, sich in den Vordergrung zu stellen. Er hasst die in der Musikszene typische Angeberei. Erfolg, durch Lügen erzielt, wäre nichts wert. Er hat sich ein Pseudonym zugelegt. Vielleicht war unter Zuhilfenahme eines neuen Namens ein Neuanfang möglich. Noch spielt er die Heldenrolle in der von ihm selbst inszenierten Tragödie. Wohin er auch kommt, was immer auch geschieht: seine Erwartung, dass etwas Schreckliches passieren wird, ist bereits da und wartet wie der Igel auf den Hasen

Über den Autor

Während meines Studiums der Literatur haben mich Henry Fieldings ‚Tom Jones‘ und Alfred Döblins ‚Berlin Alexanderplatz‘ sehr beeindruckt. In den 80ern ließ man seine Doktorarbeiten noch tippen; die Sekretärin, die meine Arbeit druckreif abschrieb, las in den Pausen lieber mein erstes literarischen Manuskript auf den Rückseiten und sprach mit mir auch nur darüber. Seither schreibe ich lieber Literatur als Literaturtheorie