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Gerhard Branstner 
Die Ochsenwette 
Nach dem Orientalischen geschrieben

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Geschickt nutzt der Autor in dieser Anekdoten-Sammlung eine Verkleidung – und zwar die in die bunte Welt des Orients und deren Weisheit, die er gern seinen Zeitgenossen zum produktiven Nutzen sowie zum ernsthaft-heiteren Vergnügen empfehlen möchte. Besonders interessant ist dabei, dass der Leser die Branstnersche Neufassung mit den im Anhang abgedruckten Vorlagen vergleichen kann.
Hier zwei schöne Beispiele für dieses Verfahren:
Neufassung:
11. Der nützliche Vorschlag
Ein Kanzler liebte es, kostspielige, aber wenig nützliche Bauvorhaben ausführen zu lassen. Da schlug ihm ein Mann eines Tages folgendes vor: „Lasst den See nahe der Hauptstadt trockenlegen, und Ihr werdet eine große Fläche Land gewinnen.“
Der Kanzler war von diesem Vorschlag begeistert, fragte aber nach einigem Überlegen: „Wohin mit dem Wasser des Sees?“
„Grabt einen ebenso großen See daneben, und das Problem ist gelöst“, antwortete der Mann.
Darüber musste der Kanzler lachen. Doch dann wurde er still, und er führte weiterhin keine derartigen Bauvorhaben mehr aus.
Also: Unsinn auf der Spitzen
bleibt nicht lange sitzen

Vorlage:
11. Einen neuen See für einen alten
Wang An-schi, der Kanzler der Sungdynastie, liebte es, große gemeinnützige Bauvorhaben durchzuführen. Ein Mann, der sich bei ihm beliebt machen wollte, schlug ihm folgendes vor: „Lasst den Liangschanbo-See trockenlegen, und Ihr werdet achthundert Quadratmeilen fruchtbares Land gewinnen.“ Wang An-schi war zuerst begeistert, fragte aber dann: „Wohin mit dem Wasser des Sees?“
„Grabt einen genauso großen See daneben, und das Problem ist gelöst“, antwortete Liu Gung-fu.
Wang An-schi lachte und ließ den Plan fallen.
China

Neufassung:
33. Der gründliche Arzt
Ein Mann kam mit blutendem Kopf zum Arzt gelaufen „Ich bin mit der Stirn gegen einen Türbalken gestoßen“, erklärte der Mann, „lege mir bitte einen Verband an.“ Der Arzt jedoch verordnete ihm ein Augenheilmittel.
Also: Kein Befund
hat nur einen Grund

Vorlage:
33.
Jemand kam zum Arzt und sagte: „Ich habe Magenschmerzen. Behandle mich!“ Der Arzt fragte: „Was hast du heute gegessen?“ Der Kranke antwortete: „Verbranntes Brot.“ Der Arzt griff nach einem Mittel, um die Augen des Kranken einzureiben. „O Hakim, was haben Magenschmerzen mit den Augen zu tun?“, fragte der. „Zuerst müssen deine Augen behandelt werden, denn wenn sie gesund wären, hättest du kein verbranntes Brot gegessen“, antwortete der Arzt.
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Table of Content

1. Der wundertätige Schelm
2. Die Antwort des Verrückten
3. Wenn die Frau zu lange kein Fleisch bekommt
4. Die sicherste Art, einen Dieb zu erwischen
5. Erkenntnis des Wesens der Schweine
6. Der Tischler, der ungestört arbeiten wollte
7. Der außerordentliche Fall
8. Gerechter Lohn für schöne Worte
9. Das alte Lied
10. Wie durch Umpflanzen Diebe entstehen
11. Der nützliche Vorschlag
12. Die gefährliche Bescheidenheit
13. Die Liste für alle Fälle
14. Der tödliche Rat
15. Der unbelehrbare König
16. Eine Lebenskunst
17. Der kostspielige Hofstaat
18. Der Anfang und das Ende
19. Der Dieb als Lehrer
20. Der schwierige Schuhkauf
21. Die heilsame Täuschung
22. Womit der Würdenträger nicht gerechnet hatte
23. Der schlagende Witz
24. Der strenge Lehrer im Brunnen
25. Wie aus einem Gerücht ein Beweis wird
26. Wie einer einen Gimpel fing
27. Ein Gelehrter kauft einen Esel
28. Eine doppelte Lehre
29. Der bezeichnende Gesichtsausdruck
30. Das unbedachte Lob
31. Die Geduldsprobe
32. Die teuer bezahlte Ruhe
33. Der gründliche Arzt
34. Die Gefahren eines hohen Ranges
35. Wenn zwei zu voreilig sind
36. Ein lahmer Schreiber kann keinen eiligen Brief schreiben
37. Der Unglücksmensch
38. Die Pille der Unsterblichkeit
39. Was keiner weiß
40. Belohnung eines schwierigen Talentes
41. Ein Geizhals begleicht eine Rechnung
42. Der schlagfertige Ketzer
43. Wenn zwei sich Beine und Augen ausleihen
44. Vom Nutzen der Gleichnisse
45. Vierzig brave Leute und ein Würfelspieler
46. Die Kunst, zur rechten Zeit verrückt zu sein
47. Wenn ein König danebenschießt
48. Der Mond über der großen Stadt
49. Ein Hühnerdieb rettet einen Brunnenbauer
50. Ein altes Hausmittel gegen Unbotmäßigkeit
51. Die Ochsenwette
52. Der wahrhaftige Schildbürger
53. Die gewitzte Gärtnerin
54. Der weltfremde Dieb
55. Der allzu bescheidene Dieb
56. Ein sonniges Plätzchen
57. Der leere Topf
58. Ohne Hoffnung ist kein Leben
59. Die Weisheit steht über der Wahrheit
60. Entstehung und Ende eines göttlichen Wesens
61. Die Folgen der Kühnheit
62. Das vollkommene Verbrechen
63. Der nicht zu fromme Pilgrim
64. Die umgekehrte Erinnerungshilfe
65. Ein Mittelwort

About the author

Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre.
1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.
1949 – 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.).
1956 – 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 – 1964 Lektor, 1966 – 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin.
Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller.
2008 in Berlin verstorben.
Language German ● Format PDF ● Pages 178 ● ISBN 9783965217591 ● File size 1.1 MB ● Publisher EDITION digital ● City Pinnow ● Country DE ● Published 2022 ● Edition 1 ● Downloadable 24 months ● Currency EUR ● ID 8530492 ● Copy protection Social DRM

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