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Gerhard Branstner 
Plebejade oder die wundersamen Verrichtungen eines Riesen 
Eine kreuz und quer wahrhaftige und ungelogen sehr frei in der Art des Francois Rabelais verfasste Historie

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Wovon ernähren sich Riesen, zumal wenn sie Königssöhne sind? Der Verfasser dieser Historie, der das Leben des riesenhaften Königssohnes getreulich festhalten soll, der weiß auch das – und noch mehr, was allerdings etwas drastisch beschrieben wird:
Seitdem der Königssohn auf eigenen Füßen stand, wollte er aber nichts anderes als Thüringer Klöße essen. Diese, auch grüne oder rohe Klöße genannt, machten ihm jedoch, in solch gewaltigen Mengen gegessen, das Leben ordentlich schwer. Mit anderen Worten: Er musste sich öfter und in größeren Haufen als ein anderer Knabe seines Alters erleichtern. Königliches Klosettpapier war aber in dem erforderlichen Maße nicht zu beschaffen.
So führte Plebejus einige Zeit ein beschissenes Leben.
Aber auch für dieses Problem fand sich eine ebenfalls im 6. Kapitel mitgeteilte Lösung, die sehr viel mit der Qualität des Regierens seines ebenso riesenhaften wie königlichen Vaters zu tun hat – denn je schlechter regiert würde, umso weichere Arschwische standen zur Verfügung:
So trieb ihm ein königliches Schreiben, worin ein subalterner Beamter wegen einer wirklichen oder vermeintlichen Verfehlung gerügt wurde, die Tränen in die Augen, denn das Papier war recht kratzig und riss ihm die Haut vom Hintern. Ganz anders erging es ihm mit einem Briefe, in dem ein gleichfalls subalterner Beamter die schlechte Regierung des Königs kritisierte, denn dieser Brief war in einer unglaublich gewundenen, verschlüsselten, versteckten, vorsichtigen, lobhudelnden, unterwürfigen, nichtssagenden, zurückweichenden, einschmeichelnden, demütigen, ausweichenden, seidenweichen Sprache geschrieben, dass er die Haut kaum zu berühren schien. Plebejus raffte, sobald er diese Erfahrung gemacht hatte, die Hosen hoch, lief schnurstracks zum König und bat ihn, noch schlechter zu regieren.
„Aber weshalb?“, fragte Prolius nichts ahnend. „Damit ich recht viele seidenweiche Arschwische bekomme“, entgegnete Plebejus.
Im Anschluss wird Krieg gegen das Nachbarland geführt und auf gleichsam natürliche Weise gewonnen.
Die folgenden Kapitel befassen sich mit der Erziehung des Königssohnes, mit einer langen Reise, mit der Liebeskunst und mit der Kochkunst, mit Höhenflügen und Drachen sowie mit merkwürdigen Erfindungen des menschlichen Geistes, mit Gefangenschaft und einer Jugendsünde, mit dem Mahlen von Mehl, viel Mehl, mit einem gebrochenen Bein eines Kaisers und fürchterlichen Hieben und mit zwei neuen Gefahren und der Erneuerung der Bekanntschaft mit dem Mehlmüller.
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Table of Content

Kindheit
Worin ein Riese geboren und der Verfasser der Historie aus dem Fenster geworfen wird
In welchem wir erfahren, dass die geplatzte Blase der Wabbeleia noch weiteren Schaden anrichtete, aber auch eine Schauspielgesellschaft ins Leben rief
Worin der Königssohn getauft, sein Großvater aber sehr zornwütig wird, weshalb ich noch einmal das Notsignal betätigen muss
Welches vier Jahre dauert, während welcher Zeit Plebejus gewaltige Mengen Milch säuft, ansonsten aber nichts Berichtenswertes geschieht
Welches ebenfalls vier Jahre dauert, während welcher Zeit Plebejus gewaltige Mengen Klöße vertilgt, ansonsten aber ebenfalls nichts Berichtenswertes geschieht
Worin eine Schlacht verlorengeht und Plebejus vor Angst einen großen Haufen scheißt, wodurch die Dinge eine unverhoffte Wendung nehmen
Jugend
Worin für Plebejus ein Fechtmeister gesucht und am Ende auch gefunden wird. Vorher aber mussten alle übrigen Kandidaten aus dem Felde geschlagen werden
Worin Plebejus Berge versetzt, Flüsse verlegt, Seen austrocknet und noch manches andere tut, bis sich niemand mehr im Lande zurechtfindet und der König beschließt, seinen Sohn auf die Reise zu schicken
Worin dem Königssohne ein Lehrmeister der Liebeskunst verschafft wird, womit die Reisegesellschaft vollzählig und der König seiner Vatersorgen ledig ist
In welchem ein Schiff eigens für Plebejus hergerichtet, ansonsten aber nur notdürftig ausgerüstet wird
Reise
Worin nichts von Bedeutung geschieht
Welches ganz und gar aus Barugge besteht, die unter großem Fluchen von Jeremias gebacken wird
Welches das ergreifende Beispiel eines menschlichen Höhenfluges enthält und auch ansonsten von traurigen Erfahrungen voll ist
In welchem die Drachenbewohner weiterhin über den Dingen schweben und das Bodenpersonal es weiterhin nicht wagt, nach oben zu schauen
Welches mit einer kräftigen Brise beginnt und mit einem schönen Spektakel endet
Worin Scharbs gebacken wird. Danach aber wird er gegessen
Welches ein böses Erwachen bereithält
Worin merkwürdige Tischsitten und andere Erfindungen des menschlichen Geistes zur Kenntnis gebracht werden
Welches uns in ein missliches Verhältnis setzt, weshalb wir auch so schnell wie möglich aus ihm herauszukommen trachten
Worin uns nichts als Sonne und Wasser begegnen, weshalb wir es ohne weiteres hinter uns lassen
Welches einen bösen Anfang, aber ein gutes Ende nimmt. Dazwischen liegen wir die meiste Zeit gefangen oder schlagen uns seitwärts in die Büsche

About the author

Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre.
1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.
1949 – 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.).
1956 – 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 – 1964 Lektor, 1966 – 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin.
Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller.
2008 in Berlin verstorben.
Language German ● Format PDF ● Pages 185 ● ISBN 9783965217836 ● File size 1.0 MB ● Publisher EDITION digital ● City Pinnow ● Country DE ● Published 2022 ● Edition 1 ● Downloadable 24 months ● Currency EUR ● ID 8647165 ● Copy protection Social DRM

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